24.09.2013
Vortrag von Michael Ritter

Joseph Carmine (1749–nach 1822): vom italienischen Bilderhändler zum Augsburger Kunstverleger

Im späten 18. Jahrhundert wurden die Absatzbedingungen für zahlreiche italienische Bilderhändler immer schwieriger, die bis dahin auf monatelangen Wanderungen durch die Länder Europas gezogen waren, um ihre Holzschnitte und Kupferstiche zu verkaufen. Auf diese neue Situation reagierten sie, indem sie versuchten, in den großen Graphikmetropolen dauerhaft Fuß zu fassen.

Dies war auch in Augsburg der Fall, wo sich um 1780 der Bilderhändler Joseph (Giuseppe) Carmine niederließ. Die ortsansässigen Kunstverleger wollten jedoch mit aller Macht die Ansiedlung dieses „elenden Pfuschers und Schmierers" verhindern. Durch einen klugen Schachzug gelang es Carmine letztlich aber dennoch, einen eigenen Kunstverlag in der Stadt zu gründen, der sich auf die Herstellung von Guckkastenblättern spezialisierte, aber auch Landkarten, Porträts, religiöse Andachtsbilder und andere Blätter produzierte. Der Vortrag stellt die Person und das Verlagsprogramm Joseph Carmines vor. Basierend auf bislang kaum erschlossenen archivalischen Quellen zum Streit um seine Niederlassung in Augsburg gibt der Referent zudem einen aufschlussreichen Einblick in das Verlagswesen der damaligen Zeit.

Michael Ritter ist wissenschaftlicher Mitarbeiter des Bayerischen Landesvereins für Heimatpflege in München und ausgewiesener Kenner der Augsburger Landkarten- und Kupferstecher.