26.11.2013
Vortrag von Susanne Wosnitzka

Die Goldene Traube – Zentrum des bürgerlichen Musiklebens in Augsburg zwischen 1746 und 1806

Stets im Schatten des Fuggersaales, stand die Goldene Traube am Weinmarkt bislang eher am Rande der Augsburger Musikforschung. Dabei war sie einst der Umschlagplatz der Musik: Musikalienhändler, Boten aus fernen Ländern, reisende Musiker/innen und Komponist/innen stiegen hier ab, gaben Konzerte im Saal des gediegenen Gasthauses und verbreiteten so den "neuesten Schrei" aus Mannheim, Italien, Frankreich oder England. Die Augsburger Bevölkerung strömte in die Konzerte, um diese neue Musik zu hören. Die Augsburger Notenhändler bedienten die gesteigerte Nachfrage, ebenso die Instrumentenbauer, die sich nach den neuesten technischen Verbesserungen erkundigen konnten.

Für ihre Dissertation (in Arbeit) untersuchte Susanne Wosnitzka drei Augsburger Tageszeitungen auf Musiknachrichten. Aus unzähligen Annoncen, Konzertberichten und vor allem aus den Listen der "ankommenden Herrschaften" aus ganz Europa lässt sich nun über mehr als ein halbes Jahrhundert lang ein klares, lebendiges Bild dieses grundlegenden Teils der Augsburger Musikgeschichte zeichnen. Neue Aspekte zu Wolfgang Amadé Mozarts musikalisch-familiärem Umfeld in Augsburg und zu weiteren Augsburger Persönlichkeiten verdichten das Bild dieser Zeit.
Diese Arbeit soll zum einen als eine Fortsetzung der Monografie von Dieter Haberl mit dem Thema Das Regensburgische Diarium (Intelligenzblatt) als musikhistorische Quelle gelten. Zum anderen knüpft sie direkt an die Studie von Josef Mančal über das musikalische Verlagswesen zur Mozartzeit an.

Verknüpft man die Informationen aus dem Regensburgischen Diarium mit den Funden aus dem Augspurgischen Intelligenz=Zettel, lassen sich viele Reisewege der Musiker/innen und Komponist/innen des 18. Jahrhunderts nachvollziehen und so manche Lücke in den Lebensläufen schließen. Zahlreiche weitere Namen bedeutendster historischer Persönlichkeiten, deren Aufenthalt in Augsburg bislang nicht bekannt war, runden die Forschungsarbeit ab.

Susanne Wosnitzka M.A. studierte nach ihrer Ausbildung zur Tischlerin und Möbelrestauratorin in Augsburg Musikwissenschaft und ist derzeit Doktorandin bei Prof. Dr. Johannes Hoyer, mit dem sie auch an einer Publikation zum Collegium Musicum der Reichsstadt Memmingen arbeitet. Bereits in ihrer Studienzeit entwickelte Susanne Wosnitzka eine eigene Vortragsreihe zu unbekannten Komponistinnen, mit der sie in Kulturzentren und Akademien als freischaffende Dozentin wirkt – besonders zu Komponistinnen im Augsburger bzw. süddeutschen Raum. Sie ist ehrenamtlich im Vorstand für den Verein musica femina münchen, als wissenschaftliche Beirätin der Deutschen Mozart-Gesellschaft sowie als Stadtführerin zu den Themen Frauen, Musik und Kulturgeschichte in Augsburg tätig.

Diese Veranstaltung wurde in Kooperation mit der Deutschen Mozart-Gesellschaft durchgeführt.